Liebelose Ehen nehmen exponentiell zu

In den letzten Jahren hat die Zahl der sexlosen Ehen in Japan exponentiell zugenommen. Das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales betrachtet Paare, die keinen oder weniger als einmal im Monat Sex haben, als sexlose Paare. Statistiken aus dem Jahr 2007 zeigen, dass 35 % der Paare in Japan zu dieser Gruppe gehören. Dabei sind die Pflichten zwischen Mann und Frau im Verhältnis 6:4 aufgeteilt.

Japanische Eheexperten glauben, dass es drei Gründe für die in dem Land „zugespitzte“ Anzahl sexloser Ehen gibt.

Erstens stehen japanische Männer unter zu viel Arbeitsdruck und sind so erschöpft, wenn sie nach Hause kommen, dass sie nur noch duschen, essen und schlafen wollen. Sie sind „machtlos“, das Nachtleben mit ihren Frauen zu genießen. Obwohl ihre Frauen unzufrieden sind, macht es ihnen die traditionelle Kultur schwer, die Initiative zu ergreifen und nach Sex zu suchen, also gewöhnen sie sich allmählich daran.

Zweitens ist männlicher Chauvinismus in Japan weit verbreitet. In von Männern dominierten Ehen können die Frauen ihre persönlichen Meinungen nicht äußern und es ist schwierig für sie, mit ihren Männern zu kommunizieren. Stattdessen betrachten sie ihre Männer als ihren Ernährer und sind darauf angewiesen, dass sie Geld verdienen, um die Familie zu ernähren. Doch weil ihr Mann sehr beschäftigt und autoritär ist, verschließt sich ihre Frau ihm allmählich. Sie reden nicht mehr miteinander und vertrauen sich einander nicht mehr an. Ihr Körper kann also natürlich nicht mitmachen.

Drittens beruht die Entwicklung der Erotikindustrie in Japan auf der festen Überzeugung der Männer, dass das Leben Erotik braucht. Wenn man jedoch verheiratet ist und Kinder bekommt, wird aus Liebe familiäre Zuneigung. Viele Paare ohne Sex fühlen sich einander sogar näher als zu der Zeit, als sie verliebt waren, aber ihr Herz schlägt nicht mehr für das andere Geschlecht. Die physiologischen Bedürfnisse von Männern können durch die Erotikindustrie befriedigt werden. Die meisten Japanerinnen glauben, dass dies ein physiologisches Bedürfnis des Mannes sei. Obwohl sie sich verletzt fühlen, ertragen es die meisten von ihnen schweigend. Die 35-jährige Yumiko und ihr Mann sind ein sexloses Paar, das der Reporter während des Interviews kennenlernte. Ihre sexlose Ehe begann vor drei Jahren, als das Krankenhaus dazu riet, dass der Ehemann Yumiko bei der Geburt begleiten solle, um seiner Frau Mut zu machen. Der Ehemann sah bei der Geburt des Babys zu und fand seine Frau großartig und fürsorglich, wollte jedoch keinen Sex mehr mit ihr. „Nachdem ich meine Frau bei der Geburt miterlebt hatte, begann ich, sie eher als ‚Mutter‘ denn als Frau zu sehen“, sagte der Ehemann.

Japan hat die negativen Auswirkungen sexloser Ehen erkannt. Eine Umfrage des japanischen Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales zeigt, dass Kinder geschlechtsloser Eltern häufiger gemobbt werden. Wenn sich ein Paar an erotischen Orten aufhält oder ein kaltherziges Leben führt, verliert die Familie als grundlegende soziale Einheit ihre „Wärme“ und ihren „Zusammenhalt“, was sich auf die geistige Einstellung und die körperliche Gesundheit der Menschen auswirkt. Vor nicht allzu langer Zeit kündigten viele große Unternehmen in Japan an, dass sie ihre Mitarbeiter zwingen würden, früher nach Hause zu gehen und das Familienleben zu genießen. Zur gleichen Zeit verteilte das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales Broschüren mit Tipps zum „langsamen Sex“, um Paare mittleren Alters, die sich bereits in der sexlosen Phase befinden, daran zu erinnern, ihr Eheleben zu genießen.