Im Bett sind wir alle Erdlinge

Es stimmt, dass es zwischen Männern und Frauen Unterschiede gibt und dass Männer und Frauen beim Thema „Sex“ sicherlich unterschiedliche Gefühle haben. Früher war folgende Ansicht weit verbreitet: Frauen kommen von der Venus und Männer vom Mars. Frauen brauchen „Sex“, um eine Beziehung zu haben, und Männer brauchen eine Beziehung, um „Sex“ zu haben. Frauen brauchen die „Gesellschaft“ ihres Sexualpartners und Männer den „Sex“ ihres Sexualpartners. Viele von uns haben diesen uralten Mythos schon einmal gehört – doch wie tiefgründig sind diese Überzeugungen? Sind sie wahr?

Geschlechtsverkehr mit dem anderen Geschlecht

Es herrscht die Auffassung, dass Männer immer bereit sind, mit jeder Frau zu schlafen, auch wenn sie nicht besonders willig ist; Frauen hingegen sind sehr wählerisch. Wenn dies zuträfe, müssten Männer weitaus mehr Geschlechtsverkehr melden als Frauen (teilweise, weil Männer häufiger Kunden von Sexarbeiterinnen sind) .

Der Bericht stellte fest, dass es bei den Probanden im Teenager- und Zwanzigeralter tatsächlich große geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich des Geschlechtsverkehrs mit dem anderen Geschlecht gab. Auf lange Sicht ist der Unterschied jedoch weniger deutlich. Bei Erwachsenen aller Altersgruppen berichten Männer und Frauen über etwa den gleichen Anteil heterosexuellen Geschlechtsverkehrs, mit der Ausnahme, dass Männer eine etwas höhere Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs und eine höhere Anzahl an Sexualpartnern als Frauen angeben. Dabei ist der tatsächliche Unterschied zwischen den Geschlechtern viel geringer als viele denken.

Alter beim ersten Geschlechtsverkehr

Es besteht eine allgemeine Überzeugung, dass junge Männer aufgrund der Wirkung von Testosteron ihren ersten Geschlechtsverkehr in einem viel früheren Alter haben als schüchterne junge Frauen. In Wirklichkeit ist die Kluft zwischen den Geschlechtern nicht so groß, wie viele denken. Vor 1970 lag das Durchschnittsalter für den ersten Geschlechtsverkehr bei 18 Jahren für Männer und 19 Jahren für Frauen. Seit Mitte der 1990er Jahre liegt das Durchschnittsalter beim ersten Geschlechtsverkehr bei 15 Jahren für Männer und 16 Jahren für Frauen.

Oralsex

Von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre stellte Oralverkehr (sowohl zwischen Mann und Frau als auch zwischen Frau und Mann) den Höhepunkt des Sexualverhaltens dar. Oralverkehr ist heutzutage nicht mehr so ​​verbreitet, wird jedoch schon von vielen Menschen ausprobiert – mit geringen geschlechtsspezifischen Unterschieden.

Viele Studien zum Thema Oralsex unterscheiden nicht zwischen Oralsex „geben“ und „empfangen“, aber die National Health and Social Life Survey füllt diese Lücke. Aus der Umfrage geht hervor, dass 77 % der Männer angeben, Oralverkehr mit ihren Partnerinnen zu haben, und 73 % der Frauen geben an, dass ihre männlichen Partner Oralverkehr mit ihnen haben. 68 % der Frauen sagen, dass sie Oralverkehr mit ihren männlichen Partnern haben, und 79 % der Männer geben an, dass ihre weiblichen Partnerinnen Oralverkehr mit ihnen haben. Den Daten zufolge ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern nicht so groß.

Es gibt nichts Gutes an Männern

Viele Menschen glauben, dass ruhelose Männer immer fremdgehen, relativ zufriedene Frauen jedoch nicht. Die Erforschung außerehelichen Geschlechtsverkehrs ist schwierig, da viele Menschen nicht bereit sind, diesen zuzugeben, selbst wenn die Befragung anonym erfolgt. Studien auf diesem Gebiet zeigen jedoch relativ übereinstimmend, dass etwa 25 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen außerehelichen Geschlechtsverkehr haben – eine Zahl, die zwar sehr variabel ist, aber vermutlich viel kleiner ist, als viele Menschen annehmen.

Masturbation

Wie beim außerehelichen Sex ist auch die Erforschung der Masturbation schwierig, da viele Menschen nicht bereit sind, dies zuzugeben oder die tatsächliche Häufigkeit ihrer Masturbation zu verbergen. Aktuelle Forschungen zeigen geringere geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Masturbation als ältere Studien. Dennoch bleibt Masturbation einer der wenigen Bereiche, in denen große Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen. Die zuverlässigste Schätzung ist, dass etwa 63 % der Männer und 42 % der Frauen im vergangenen Jahr masturbiert haben.

Ein Grund für diesen Unterschied könnte die Pornografie sein. Pornografie ist im Internet weit verbreitet. Laut Insidern der Pornoindustrie sind 80 % der Zuschauer Männer – die alleine zuschauen und eine Hand beschäftigt haben.

Schuld

Im Laufe der Geschichte unterlag das Sexualverhalten von Frauen stärkeren gesellschaftlichen Einschränkungen. Frauen, die als „untreu“ galten, wurden oft härter bestraft. Man könnte daher annehmen, dass Frauen beim Sex eher Schuldgefühle verspüren als Männer. Untersuchungen vor 1960 zeigten, dass dies tatsächlich der Fall war. Doch danach standen die Medien dem weiblichen Sexualverhalten weniger kritisch gegenüber, Frauen waren weniger auf die Familie beschränkt und konnten stärker am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Die Schuldgefühle der Frauen gingen in der Folge rapide zurück. Heute sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen geringer.

Sexuelle Befriedigung

In Bezug auf die sexuelle Befriedigung stellten diese Studien nur geringe oder sogar gar keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern fest.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Erkenntnisse nicht auf einer einzigen Studie beruhen, sondern auf den Erkenntnissen von über 500 in den letzten 68 Jahren veröffentlichten Studien mit Tausenden von Probanden. Diese Schlussfolgerungen sind möglicherweise nicht perfekt, aber die große Stichprobengröße ist dennoch überzeugend.

Es scheint, dass Frauen im Allgemeinen nicht von der Venus und Männer nicht vom Mars kommen. Beim Thema „Sex“ finden Männer und Frauen immer mehr zueinander. Im Bett sind sowohl Männer als auch Frauen von der Erde.